Schwerpunktthema: QuickHire

1    Viva la libertà!

Noch in den 90er Jahren mussten Mitglieder des Nederlandse Orde van Register Managers ihrem Verband eine Buße von 50.000 Gulden zahlen, wenn sie der Versuchung einer Festanstellung erlagen. Als ob unser Beruf eine Art Kloster beruflicher Junggesellen wäre, die nie mehr festere Bindungen eingehen dürfen. Auch in Deutschland gab es Provider, die solche Rollenwechsel als unschicklich empfanden. Kam es dennoch zu solchen Fälle, wurden sie unterm Ladentisch abgewickelt.

ZMM gehört schon seit 1996 zu den Providern, die das ganz anders sehen. Unsere Motive dabei sind Freude, Sympathie und Stolz.

  • Mit jeder Festanstellung helfen wir dem Kunden über Jahre, nicht nur über Monate. Der Kunde hat viel länger Gelegenheit, sich dankbar an ZMM zu erinnern. Beides erfreut uns.
  • Indem wir aktiv für die Möglichkeit eines längerfristigen Verbleibs eintreten, bekunden wir auch Respekt und Sympathie für Interimer, die sich in ihre Kunden dauerhaft verlieben. Oft genug danken sie es uns, indem sie später selbst Interim Manager einsetzen.
  • Erfolgreiche QuickHire®-Einsätze machen uns besonders stolz. Egal ob der Festanstellung eine Interim-Phase vorausging oder nicht: Der Kunde erwartet von uns immer kurze Suchen. Wenn wir in wenigen Tagen eine Lösung finden, für die im Executive Search Monate vergehen würden, dürfen wir auch etwas Genugtuung empfinden.

Hohe Trefferquoten trotz kurzer Suchzeit: Das spricht für die Qualität unseres Matchings.

2    Ex post oder direkt?

Über die Zeit entwickelten sich unterschiedliche Varianten dieses Angebots. Als QuickHire® ex post bezeichnen wir die häufigere Form, die sich in vielen Projekten mehr oder weniger organisch ergibt. Was beide Seiten erst nur als Urlaubsflirt erleben, geht in eine berufliche Ehe über. Nach gelungener Projekt-Zusammenarbeit wächst der Wunsch auf mehr.

Die Häufigkeit dieser Variante variiert stark mit den Bedarfsanlässen. Am Ende einer Sanierung ist sie eher selten: Für langfristigen Verbleib sind die meisten Sanierer meist ohnehin zu teuer. Am Ende einer Vakanz tritt sie am häufigsten auf. Auch ein tüchtiger, erfolgreicher Projektleiter kann öfters mit Heiratsanträgen rechnen.

Sicherlich steigen die Chancen, wenn das Projekt zum Professional gekommen ist, also zufällig nahe von dessen Wohnsitz liegt. Aber auch der umgekehrte Fall ist nicht ungewöhnlich: Der oder die Professional ziehen zum Projekt und zum neuen Arbeitgeber um.

Deutlich seltener kommt es zu QuickHire® direkt, also einem Direkteinstieg in die Festanstellung ohne vorausgehendes Interim-Projekt. In diese Rubrik ordnen wir auch Fälle ein, wo eigentlich ein Interim-Vertrag vorgesehen war, aber Kunde und Professional sich gegenzeitig schon bei den Vertragsverhandlungen so gut verstehen, dass sie sozusagen die Verlobung überspringen und gleich zum Standesamt gehen. Unvergesslich bleibt der Fall des Instrumenteherstellers Hohner, wo unser Kandidat nach mehreren vorausgegangenen Interim-Lösungen den Stuttgarter Anwalt der Eigentümer aus Taipeh so überzeugte, dass er gleich einen Festjob bekam: Sie gfallet mir, bei Ihne brauchet mir net lang probiere.

In besonderen Fällen gibt es auch juristische Gründe für eine Festanstellung. Das sind dann unseren unechten QuickHires. Die Zusammenarbeit ist weiterhin nur temporär, aber nationale Sonderregeln oder anwaltliche Bedenken legen eine Festvertragsgestaltung nahe.

Gut 90 Prozent unserer QuickHire®-Fälle kommen als Ex-post-Modell zustande. Heute verstehe ich besser als 1994, warum die Direkteinstiegsvariante so selten ist.

3    Interim-Karrieren laufen anders

Stellen Sie sich unseren gestandenen Interim-Werkleiter, Dipl.-Ing. Dr. Tüchtig vor. Mit 40 wurde er angestellter Werkleiter, zunächst eines kleineren Werks, später einer Fabrik mit 500 Arbeitern. Mit 48 sah er sich schon als Nachfolger des Geschäftsführers Technik. Als man ihm den Neffen des Inhabers vor die Nase setzte, besann er sich eines Besseren und wurde Interim Manager.

Heute ist er 58. Bei fast jedem Interim-Einsatz bekommt er ein größeres Werk als vorher, oder Verantwortung für mehrere Werke. Nur Geschäftsführerjobs ad interim, die werden ihm kaum angetragen, oder nur bei viel kleineren Firmen. Das reizt ihn nicht. Manchmal liebäugelt er mit längeren Bindungen, doch bei seinem Alter braucht er sich für Fix-Positionen bei Personalberatern oder über andere klassische Kanäle nicht mehr zu bewerben.

Interimer Tüchtig versteht sein Fach und so erhält er nach jedem dritten oder vierten Mandat ein Bleibe-Angebot. Als begeisterter Interim Manager sagt er immer ab. Aber wenn Branche, Standort und Dotierung einmal 100% passen: Warum nicht? Genau das sind Fälle, wo auch hartgesottene Freelancer schwach werden und wo der Kunde bereit ist, einen 58-jährigen in Betracht zu ziehen, obwohl er doch eigentlich den Mittvierziger suchte.

Jetzt wird deutlich, warum Festanstellungen für Interim Manager fast immer erst aus vorausgegangen Mandaten entstehen. Der typische Interimer ist 10 bis 15 Jahre älter als Angestellte auf vergleichbarer Position. Bei Neuanstellungen hat er keine Chance, gesucht sind sehr viel Jüngere. Doch nach guter Projektarbeit akzeptiert der Kunde auch Ältere und deren höheres Gehalt. Er weiß, was er bekommt, und erspart sich für die nächsten fünf Jahre eine neue Suche und einen zweiten Wechsel mit allen Kosten und Risiken.

Mehr dazu im Beitrag Gekommen, um zu bleiben (Sonderausgabe von Arbeit und Arbeitsrecht 2016/11).